Nachhaltige Wasserversorgung für Zukunftsprojekt in Sande
Sande. Die nachhaltige Wasserversorgung für den geplanten Wasserstoffpark Friesland nimmt konkrete Formen an. Wie die umweltverträgliche Versorgung des in Sande entstehenden Elektrolyseurs künftig gesichert werden kann, erfuhren rund 50 Besucherinnen und Besucher am Montagabend, 19. Mai, beim Informationsabend „Wasser für Wasserstoff – aber nachhaltig“ im Gemeindehaus der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Sande. Der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) und das Energieunternehmen Friesen Elektra Green Energy AG (Friesen Elektra) hatten eingeladen, um die ersten Ergebnisse ihrer im Februar per Kooperationsvertrag besiegelten Zusammenarbeit vorzustellen. Kernpunkt dabei: Die Nutzung von Trinkwasser für die Herstellung von grünem Wasserstoff ist ausschließlich in der Anlaufphase des Projekts eine Option. Danach kombiniert das Versorgungskonzept alternative Ressourcen wie geklärtes Abwasser, Meer- und Oberflächenwasser.
Wie der Wasserstoffpark Friesland bis zur Inbetriebnahme der ersten Ausbaustufe Gestalt annehmen soll und was die nächsten Schritte zur Sicherung der Wasserversorgung sind, erklärten Kilian Crone, Geschäftsbereichsleiter Wasserstoff bei Friesen Elektra, und Kerstin Krömer, Firmenleiterin der auf Brauchwasserlösungen spezialisierten OOWV-Tochter iwag (Industriewasserversorgungsgesellschaft Nordwest-Niedersachsen mbH) eingangs in ihren Vorträgen.
„Mit dem Wasserstoffpark kann jedes Jahr fast so viel CO2 gespart werden, wie die Bäume in ganz Niedersachsen binden können. Sande leistet einen riesigen Beitrag zum Klimaschutz“, erklärte Max von Wedel, CEO von Friesen Elektra. Dass Sande und der Landkreis Friesland sich nicht nur wegen der Nähe zu grünem Strom, H2-Pipelines und Kavernen, sondern auch aus Wassersicht als Standort eignen, bekräftigt OOWV-Geschäftsführer Karsten Specht: „Wir leben in einer wasserreichen Region und können bei einem umsichtigen Umgang mit unseren Ressourcen gut dazu beitragen, dass grüner Wasserstoff aus dem Nordwesten die Energiewende voranbringen kann.“
Um den Gästen des Infoabends verschiedene Aspekte dieser verantwortungsbewussten Herangehensweise aufzuzeigen, ließ Moderatorin Tanja Busse in einer Podiumsdiskussion weitere Beteiligte zu Wort kommen. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass die Herstellung von Wasserstoff im Nordwesten ein wichtiger Baustein für das Gelingen der Energiewende ist. Bürgermeister Stephan Eiklenborg stellte heraus, wie Sande und die Region unter anderem durch Grund- und Gewerbesteuereinnahmen, Arbeitsplätze, Wärmenutzung und höhere Wertschöpfung für die Betriebe in der Gemeinde profitieren können. Auch Yannis Fischer vom Energy Hub Port of Wilhelmshaven sprach über das zunehmende Interesse von Unternehmen, auch von außerhalb, sich in der Region anzusiedeln.
Das Konzept der Wasserversorgung durch alternative Wasserquellen fand Zustimmung bei allen Podiumsteilnehmern. Auch Umweltschützer Konrad Sieg, Vorsitzender vom NABU Sande, unterstützte diesen Ansatz, insbesondere die Nutzung von Meerwasser und Kläranlagenablauf. Mit seinen Fragen zielte er auf mögliche Auswirkungen auf Mensch und Natur ab und wünschte sich für die Zukunft noch mehr Bürgerbeteiligung. Der Fachbereichsleiter Umwelt des Landkreises Friesland Jochen Meier erläuterte, wie genau die Fachbehörden jeden Eingriff in den Wasserhaushalt prüfen und wie Bürgerinnen und Bürger sich dabei einbringen können. Auch nach Abschluss des laufenden Bebauungsplanprozesses durch die Gemeinde ist es bis zur Genehmigung noch ein langer Weg: Jede Wasserentnahme und jedes Elektrolysevorhaben im Wasserstoffpark werden einzeln genehmigt und Umweltauswirkungen jeweils einzeln geprüft. Der für Wasserwirtschaft zuständige OOWV-Bereichsleiter Uwe Sütering griff dies auf: „Für uns als öffentlicher Wasserversorger hat die Daseinsvorsorge, die Versorgung von Menschen und Tieren in unserem Verbandsgebiet, Priorität.“ Zugleich sei es aber auch Aufgabe des Wasserverbands, wirtschaftliches Wachstum in der Region zu ermöglichen. „Um dabei unsere Grundwasserressourcen zu schonen, treiben wir innovative Lösungen voran, wie die Aufbereitung von Brauchwasser für die Industrie“, ergänzt Sütering.
In Sande sind wichtige Grundsteine für die Verwendung alternativer Ressourcen schon gelegt: Die Gemeinde Sande überlässt dem OOWV gereinigtes kommunales Abwasser, das in einem Brauchwasserwerk nahe der örtlichen Kläranlage aufbereitet werden soll. Allein 400.000 Kubikmeter Wasser können jährlich aus dieser Quelle gewonnen werden, ohne zusätzliche Entnahme aus Wasserressourcen. Demgegenüber rechnen OOWV und iwag, nach ihren Erfahrungswerten aus vergleichbaren Wasserstoffprojekten, bei einer finalen Ausbaustufe des Elektrolyseurs mit 2,4 Gigawatt Leistung mit einem Bedarf an Reinstwasser, der je nach Technologie variiert, aber maximal 3 Millionen Kubikmeter jährlich beträgt. Für die Nutzung von Meerwasser hat Friesen Elektra mit dem Kavernenbetreiber STORAG ETZEL in Friedeburg die Nutzung der bestehenden Meerwasserleitung zum Transport von Meerwasser aus der Innenjade zur Aufbereitung in Sande vereinbart. Und zur Vorbereitung einer Nutzung des Ems-Jade-Kanals wird gerade eine Messstation errichtet, um die Datengrundlage zu verbessern.
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion nutzten viele Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit, ihre Fragen mit den Fachexpertinnen und Fachexperten von OOWV und Friesen Elektra an einem der vier Infostände zu besprechen. Die Teilnehmenden konnten eine Menge Antworten und Eindrücke zu einem Wegbereiter-Projekt in eine klimafreundlichere Zukunft vor ihrer Haustür mitnehmen.
