Nächste Phase für den Generalentwässerungsplan für Südbrookmerland
Südbrookmerland. Zwei Starkregenereignisse haben in den Jahren 2021 und 2024 in Moordorf für Überflutungen gesorgt und die Herausforderungen aufgezeigt, die gerade in diesem Ortsteil bei den Entwässerungssystemen bestehen. Vor diesen Hintergrund schlossen OOWV und Gemeinde eine Kooperation zur Erstellung eines gemeinsamen Generalentwässerungsplanes (GEP), für den der OOWV die Beauftragung eines Ingenieurbüros übernahm.
Im Jahr 2022 wurde der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV), der in der Gemeinde Südbrookmerland bereits für die Schmutzwasserentsorgung zuständig ist, mit der Entwicklung des GEP beauftragt. In zwei Teilen sollen die Regenwasserkanäle in Moordorf sowie die Schmutzwasserkanäle im gesamten Gemeindegebiet untersucht werden.
Kürzlich erfolgte der Startschuss für die nächste Projektstufe des GEP mit Vertretern der Gemeinde Südbrookmerland, des OOWV sowie des beauftragten Instituts für technisch-wissenschaftliche Hydrologie (ITWH). Im ersten Schritt soll der GEP Oberflächenwasser für Moordorf und der GEP Schmutzwasser für Südbrookmerland erstellt werden. Für die weiteren Ortschaften sollen GEPs Oberflächenwasser im Anschluss erstellt werden.
Bürgermeister Thomas Erdwiens umriss die Problematik insbesondere bei Starkregenereignissen in Moordorf. Sowohl 2021 als auch 2024 habe es sich um Ereignisse auf dem höchsten Level gehandelt. „So etwas hat es in der Region bis zu dem Zeitpunkt nicht gegeben“, so Erdwiens. Besonders betroffen sei Moordorf gewesen. Der Ort sei das wirtschaftliche Zentrum der Gemeinde Südbrookmerland und habe sich in den vergangenen Jahren stark entwickelt. „Die Entwässerung hat da nicht Schritt gehalten“, sagt Erdwiens.
Er betonte, dass die Entwässerungssysteme Starkregenereignisse wie jene in den vergangenen Jahren auch künftig nicht werden auffangen können. Es gehe beim GEP aber darum, Moordorf neu aufzustellen und das bisherige System an die heutigen Standards anzupassen. Dazu gehörten auch die Maßnahmen, die bereits in den vergangenen Jahren ergriffen worden seien.
So hat der OOWV im Auftrag der Gemeinde in den vergangenen Monaten umfangreiche Spülungen und Reinigungen der Regenwasserkanalisation vorgenommen und beauftragt. Die Gemeinde hat Gräben gereinigt und ausgebaggert, damit diese wieder mehr Wasser aufnehmen und ableiten können. Durch die vorbereitenden Maßnahmen wurde das System der Oberflächenentwässerung ertüchtigt und somit deutlich leistungsfähiger.
Mit dem GEP, der nun erarbeitet wird, könne man die Entwässerung noch besser machen, so Erdwiens. Er nannte den Begriff der Schwammstadt – Regenwasser müsse zunächst vor Ort gehalten und später dosiert abgegeben werden. Dazu könnte es künftig Auflagen in Bebauungsplänen geben. Auch öffentliche Orte wie zum Beispiel Spielplätze oder Grünanlagen könnten multifunktional gestaltet werden, so dass sie bei Starkregen auch als Zwischenspeicher für Regenwasser dienen könnten.
Für den OOWV hat Gerrit Bischoff die stellvertretende Projektleitung für den GEP übernommen. Bischoff wies darauf hin, dass bereits viele Maßnahmen ergriffen wurden, um die Entwässerungssituation zu verbessern. Mit dem GEP erfolge nun ein großer Schritt. Bislang seien die Vorarbeiten dafür gelaufen.
Dazu gehörten Vermessungsarbeiten in Moordorf, um die Lage von Kanälen und Gräben zu erfassen. „Wir müssen wissen, was wohin fließt und wie die Anlagen miteinander in Verbindung stehen“, sagte Bischoff. Diese Daten seien Anfang dieses Jahres zusammengefasst worden. Nun gehe es in Zusammenarbeit mit dem ITWH darum, ein Messkonzept zu erstellen. Durchflussmengen, Wasserstände sowie Niederschlagsmengen müssen erfasst werden, um das Simulationsmodell des Entwässerungssystems kalibrieren zu können. Zu berücksichtigen seien dabei rund 25 Kilometer Kanalnetz mit diversen Grabenabschnitten und 15 Sonderbauwerke wie Rückhaltebecken, Drosselschächte oder Düker.
Für die Kalibrierung werden intensive Starkregen, zum Beispiel typische sommerliche Gewitterregen benötigt. Daher muss in den Sommermonaten bis Ende September 2025 in Moordorf gemessen werden.
Ein enger Zeitplan, wie Projektleiter Dr. Stefan Krämer vom ITWH feststellt. Moordorf sei kein „Projekt von der Stange“, es handele sich um eine spannende Aufgabe. Das ITWH beschäftige sich mit seinen 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ausschließlich mit der Stadtentwässerung. Man müsse nun schnell mit den Messungen beginnen, um dann sagen zu können, welche Maßnahmen ergriffen werden müssten.
Dass alle Beteiligten äußerst motiviert an die Aufgabe herangehen, zeigte sich bei der Auftaktveranstaltung. Was zunächst nur als eine erste Runde zum Kennenlernen geplant war, entwickelte sich schnell zu einem Arbeitstreffen, bei dem bereits konkret über Messstellen, Gräben, Kanäle oder Düker gesprochen wurde. Es wurde festgehalten, welche Sonderbauwerke mit betrachtet werden müssen, die nicht direkt in Moordorf liegen, um eine gute Entwässerung des Ortes gewährleisten zu können.
Zeitnah wird es dazu auch einen Ortstermin geben, bei dem die Ingenieure und Ingenieurinnen des ITWH sich vor Ort ein Bild machen können. Am Ende der Ausarbeitung des GEP soll ein Sanierungsplan stehen sowohl für die Oberflächenentwässerung in Moordorf als auch für die Schmutzwasserentsorgung im gesamten Gemeindegebiet.
