Betonierarbeiten unter Wasser am neuen Abwasserpumpwerk Oldenburg
Oldenburg. An der Schleuse Oldenburg baut der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) derzeit ein neues Abwasserpumpwerk. Es ist ein Ersatzbau für das Pumpwerk aus dem Jahr 1933, das nicht mehr den heutigen Anforderungen entspricht.
Der größte Teil des Neubaus erfolgt unterirdisch. Acht Meter tief ist die Baugrube, die neben dem alten Pumpwerk ausgehoben wurde. Zwei Geschosse erstrecken sich später unter dem Gebäude an der Oberfläche. Die Baugrube ist mit Spundwänden ausgekleidet worden. Der Boden besteht aus einer wasserdichten Tonschicht, darunter befindet sich Wasser, das unter Druck steht. Um zu verhindern, dass die Tonschicht unter diesem Druck bricht und Menschen durch hereinbrechendes Wasser in der Baugrube in Gefahr geraten, wurde Wasser in das riesige Loch gepumpt – als Gegendruck.
Wasser also von allen Seiten – und dennoch musste eine 60 Zentimeter dicke Betonsohle eingebaut werden. Eine Arbeit, die von professionellen Tauchern ausgeführt wurde. Sie kontrollieren während des Betoniervorganges die gleichmäßige Verteilung des Betons. Entscheidend ist, dass der Beton an die Spundwände anschließt, damit die Baugrube dicht ist.
Es ist eine Meisterleistung, die die Taucher da unter schwierigsten Bedingungen vollbracht haben. Denn sie können unter Wasser nichts sehen. Die Tauchprofis arbeiten ausschließlich mit ihrem Tastsinn und geben ihre auf diese Weise gesammelten Beobachtungen per Funk an das Team an der Oberfläche weiter. Dieser Prozess, der viel Teamarbeit erfordert, hat auf der OOWV-Baustelle etwa einen Tag lang gedauert.
Im nächsten Schritt kann nun das Wasser aus der Baugrube abgepumpt werden. Ein Vorgang, der „Lenzen“ genannt wird. Zunächst erfolgt eine Probe-Lenzung: Es wird wenig Wasser abgepumpt, und der Wasserstand wird über 24 Stunden beobachtet. Bleibt er stabil, ist die Baugrube dicht. Dann wird das Wasser komplett abgepumpt und die weiteren Arbeiten können im Trockenen fortgesetzt werden.
Ausgeführt werden die Bauhaupt- und Rohrleitungsarbeiten vom Oldenburger Unternehmen Ludwig Freytag. Nur das Gründach auf dem neuen Gebäude sowie die Außenanlagen werden von der Stadt.Land.Grün GmbH, einer hundertprozentigen Tochterfirma des OOWV, gestaltet. Die Fertigstellung aller Arbeiten ist für September kommenden Jahres geplant. Bis dahin werden sowohl das alte Gebäude zurückgebaut als auch die Grünanlagen um den Neubau gestaltet sein.
Durch den Neubau des Pumpwerkes mit neuer Anlagen- und Elektrotechnik gewährleistet der OOWV die Entsorgungssicherheit langfristig. Denn da es sich um ein Mischwasserpumpwerk für Schmutz- und Regenwasser handelt, muss der OOWV bei solchen Projekten auch immer die zunehmenden Starkregenereignsse mit einplanen. Jährlich werden dort rund zwei Millionen Kubikmeter Schmutz- und Regenwasser in Richtung der Kläranlage gepumpt. Insgesamt investiert der OOWV rund 3,1 Millionen Euro in das neue Abwasserpumpwerk in Oldenburg.
